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The special issue ‘Classical Sociology from the Metropolis’ of the Journal of Classical Sociology (Issue 4, Nov 2023) provides
a comprehensive exploration of the profound influence of metropolises, particularly Berlin, on
the development and discourse of classical sociology. Emphasizing the metropolis as a social
space and promoter of sociological thought, it delves into the lives and works of key figures
such as Georg Simmel, Robert E. Park, W.E.B. Du Bois, Frieda Wunderlich and Rose Laub
Coser. -
Twilight Zones describes the detection of a new text corpus in modernity. It also presents the theoretical and methodological model developed for the collection and the analysis of this body of “liminal texts”, the results of the practical use of such a model as well as the concepts guiding the analytical digital anthology which completes the interdisciplinary project.
Monograph, text collection, and digital anthology click here
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Soziologische Denkschulen. Zur Archäologie der bundesrepublikanischen Soziologie (hg. mit Joachim Fischer) erschien 2019 bei Springer VS
Die bundesrepublikanische Soziologie ist eine Schlüsselwissenschaft bei der Konstitution der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 gewesen. Neuere Forschungen zeigen, dass die maßgebenden Denkströmungen und Theorienschulen viel differenzierter waren, als es eine übliche Verkürzung von Soziologie auf die Kritische Theorie/Frankfurter Schule oder Kölner Schule der empirischen Sozialforschung nahe legt.
Der Band zeigt das breite Spektrum der verschiedenen Denkschulen und Theoriekreise der Soziologie in der BRD. Der Reiz dabei ist, nicht nur die verschiedenen „Theorieansätze“ selbst darzustellen, sondern wissenschaftssoziologisch, aber auch wissens- und kultursoziologisch die intellektuellen Milieus, Denkstile, Netzwerke, Spannungen, Schicksale, Geschichten, spezifische Medienöffentlichkeiten (Verlage, Zeitschriften, Zeitungen, Rundfunk etc.) für jeden Kreis zu entfalten. Aus der Rückbettung in spezifische sozio-kulturelle „Standorte“ ergibt sich eine neue Einschätzung der jeweiligen diagnostischen Analytik der zeitgenössischen Moderne. So entsteht ein facettenreiches, schillerndes Bild der bundesrepublikanischen Soziologie zwischen 1945 und 1990, die – so die These der Herausgeber – in ihrer Theorieproduktivität eine der bedeutenden Epochen der Soziologiegeschichte überhaupt darstellt.
Mit Beiträgen u.a. zur Frankfurter Schule (C. Albrecht), Marburger Schule (L. Peter), Kölner Schule (S. Moebius), Philosophischen Anthropologie (J. Fischer), Poststrukturalistischen Milieus (R. Seyfert), Erklärende Soziologie (A. Maurer), Schelsky-Kreis (P. Wöhrle), Feministischen Soziologie (T. Paulitz). -
Ein wiederkehrendes Motiv in der Beschreibung der Soziologiegeschichte ist das einer identitätsstabilisierenden Funktion, die ihr vermeintlich gegenüber der Gesamtdisziplin zukomme. Die Beschreibung der Vergangenheit, so wird in Übernahme einer methodologischen Diskussion der Geschichtswissenschaften argumentiert, bestimme das Selbstverständnis der gegenwärtigen Soziologie und somit den Grad der Solidarität unter ihren Mitglieder. Der Rückgriff auf klassische AutorInnen beispielsweise liefere ihr eine Rechtfertigung für die diskursive Aufrechterhaltung einer diszplinären Kohärenz. Durch die Geschichte der Klassiker und andere Formen der Nutzbarmachung von Geschichte werde eine disziplinäre Identität diskursiv gebildet, die die tatsächlichen Unterschiede in theoretischer und methodologischer Ausrichtung nivelliere.
Ein derartiges funktionales, zuweilen teleologisches und von historischen Kontingenzen absehendes Verständnis von Soziologiegeschichte, von dem hier nur eine Spielart beschrieben wurde, gibt jedoch Anlass zu einer nicht geringen Anzahl von Fragen. So kann zum einen behauptet werden werden, dass angesichts der fortgeschrittenen Fragementierung der Soziologie eine disziplinäre Identität de facto nicht mehr existiere und dass die Soziologiegeschichte gut beraten wäre, eine anderes Selbstkonzept zu entwerfen. Man kann behaupten, dass die Soziologiegeschichte nicht das Selbstbild der Disziplin vor Augen haben solle, sondern viel eher versuchen solle, die gegenwärtige soziologische Theorie und Empirie zu informieren und die dort verwendeten Konzepte zu historisieren. Soziologiegeschichte wäre dann ein die gegenwärtige Forschung unterstützendes Querschnittsfach ohne eigene Konturen. Man kann aber auch die Ansicht vertreten, Soziologiegeschichte solle als eigenständiges Forschungsgebiet etabliert werden und dass geboten sei, die Soziologiegeschichte als Selbstzweck zu begreifen und ihr keine über sie und ihren Gegenstand hinausgehende Bedeutung zuzuschreiben.
Eng verbunden mit der Frage nach dem Ziel soziologiehistorischer Forschung ist freilich die Frage nach dem methodischen Weg. Der vorgeschlagene Sammelband beleuchtet den Zusammenhang zwischen Weg und Ziel, zwischen Methode, Methodologie und Zweck soziologiegeschichtlicher Forschung aus verschiedenen Perspektiven. Er versammelt dazu Originalbeiträge international ausgewiesener ExpertInnen und ergänzt diese durch Übersetzungen maßgeblicher, bislang auf Deutsch nicht erhältlicher Arbeiten aus der internationalen Forschungslandschaft.
Beiträge u.a. von Randall Collins, Friedrich Tenbruck, Jennifer Platt, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Srubar, Dirk Kaesler, Donald N. Levine, Charles Camic, Christian Fleck, Lothar Peter, Martin Endreß, Gerald Mozetic.
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(Hrsg. mit Clemens Albrecht)
Der Band versammelt die wichtigsten Texte, die zur Begründung der neueren deutschsprachigen Kultursoziologie als eigenständiger Richtung der Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg führten. Die Einleitung von Clemens Albrecht und mir ist eine soziolgoiegeschichtliche Darstellung der Gründung der Sektion Kultursoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
Kultur-Soziologie. Klassische Texte der neueren deutschen Kultursoziologie, (Hrsg. v. Stephan Moebius und Clemens Albrecht), 2013, Wiesbaden: Springer VS, 430 S., ISBN 978-3658022532
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(Hg. mit Christian Papilloud), Ausgabe der Online-Zeitschrift: Trivium. Revue franco-allemande de sciences humaines et sociales, Dezember 2012
La sociologie allemande de la culture se caractérise par une triple spécificité. Il s’agit tout d’abord d’une spécificité relative à son histoire, qui remonte à la fondation même de la discipline en Allemagne. En outre, elle se singularise par sa manière de considérer le concept de culture non pas comme un concept collectif, mais bien comme un concept doté d’un contenu déterminé. Enfin, la sociologie allemande de la culture affirme sa spécificité institutionnelle en tentant de se définir non pas comme une sociologie spéciale, mais bien comme un cadre de référence au sein duquel les sociologies spéciales sont susceptibles de s’inscrire. Les textes que nous avons réunis dans ce cahier thématique répondent à un double objectif : d’une part, montrer comment s’élabore et se pratique la sociologie de la culture en Allemagne ; d’autre part, documenter cette triple spécificité de la discipline dans ce pays, spécificité dont nous allons donner les contours dans cette introduction.
Die deutsche Kultursoziologie ist durch eine dreifache Besonderheit gekennzeichnet. Die erste betrifft ihre Geschichte, die bis auf die Gründung des Faches in Deutschland zurückgeht. Zweitens hebt sie sich durch ihre besondere Auffassung des Kulturbegriffs hervor, der nicht als ein Sammelbegriff verstanden wird, sondern als Konzept mit fest umrissenem Inhalt. Ferner zeichnet sich die deutsche Kultursoziologie dadurch aus, dass sie sich auf der institutionellen Ebene nicht als eine spezielle Soziologie versteht, sondern als einen für die speziellen Soziologien offenen Bezugsrahmen. Die für dieses Themenheft ausgewählten Texte sollen einerseits illustrieren, wie die Kultursoziologie in Deutschland entstanden ist und wie sie betrieben wird; andererseits sollen sie für jene dreifache Besonderheit der Disziplin stehen, die wir in der Einleitung noch schärfer umreißen.
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»Kultur. Von den Cultural Studies bis zu den Visual Studies
ist ein Reader, der anhand von Einzelbeiträgen ausgewiesener Expertinnen und Experten die aktuellen Forschungsfelder der Kultursoziologie bzw. der Kulturwissenschaften einem breiteren Publikum vorstellt, wie beispielsweise die governmentality studies, die queer studies, gender studies, space studies, sciences studies, visual studies, cultural studies oder postcolonial studies etc. Die Ausgangsfrage lautet: Welche »Studies« gibt es mittlerweile? Wie verändern sich die klassischen Konzepte der Sozial- und Kulturwissenschaften durch die neuen Forschungsfelder der »Studies«? Und wie wandeln sich die bis dahin vorherrschenden Forschungsperspektiven?Nicht allein neue Untersuchungsfelder oder -objekte sind für die »Studies« bzw. das aktuelle Feld der Kulturforschungen charakteristisch, es verändern sich im Zuge der neuen »Kulturforschungen« auch die Analysekategorien und Erkenntnismittel. Beispielsweise die queer studies: Diese richten ihr Augenmerk nicht bloß auf sexuelle Praktiken, Subjektivierungsweisen und Vorstellungen jenseits der Heterosexualität. Stattdessen geht es um ein Analyseinstrumentarium, dass die Rolle von Sexualität und Geschlecht in allen gesellschaftlichen Bereichen, Vorstellungen und Praktiken untersucht. Auch die poststrukturalistisch orientierten space studies analysieren »Raum« weniger als einen spezifischen Gegenstand oder Ort, sondern fassen kulturelle und historische Praktiken allgemein als verräumlicht und verräumlichend auf. Und die postcolonial studies wiederum, um noch ein weiteres Beispiel zu nennen, erforschen nicht einfach nur die »Hybridität« kultureller Praktiken, sondern in ihren Augen sind alle Praktiken immer schon von einer kulturellen Vielfalt und Vermischung geprägt, die vornehmlich mit dem Instrumentarium der postkolonialen Theorie erkannt und analysiert werden kann. Die Beispiele zeigen deutlich, dass die Studies für sich in Anspruch nehmen, gesamtgesellschaftliche Erklärungs- und Analyseinstrumentarien zu entwickeln.
Der Band erscheint im September 2012 im transcript Verlag.
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(Kooperationsprojekt mit Irene Albers, gefördert vom Exzellenzcluster 302 „Languages of Emotion“)
Die Ausgabe von Denis Hollier, die zuerst 1978 erschien und 1994 wiederaufgelegt wurde (bei Gallimard als Taschenbuch), von der es eine englische (1988) und eine italienische Übersetzung (1989) gibt, hat den Diskussionszusammenhang des Collège de Sociologie überhaupt erst erschlossen und zeitlich nachvollziehbar gemacht. Holliers ausführliche Kommmentare und Begleittexte rekonstruieren den Ablauf der Sitzungen und Diskussionen, verorten die Texte von Caillois, Bataille, Leiris, Kojève, Paulhan, Denis de Rougemont, Jean Wahl, Pierre Klosswoski, Hans Mayer und anderen im Kontext der einzelnen Autoren. Dass es keine deutsche Übersetzung dieses Bandes gibt, ist gerade angesichts der deutsch-französischen Beziehungen am Collège (die Teilnahme von Walter Benjamin, Hans Mayer und Paul-Ludwig Landsberg) oft bedauert worden und steht auch im Widerspruch zu dem auch in Deutschland vorhandenen Interesse für die Soziologie des Sakralen des Collège, ein Interesse, das sich zum Beispiel in meinem Buch Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie (1937-1939), Konstanz: UVK, 2006, niedergeschlagen hat.
Die geplante deutsche Ausgabe soll in einer vollständigen Übersetzung der Ausgabe von Hollier (zugrundegelegt wird die erweiterte und korrigierte Ausgabe von 1994) bestehen. Zusätzlich ist ein Vorwort geplant, dass ich gemeinsam mit Irene Albers verfasse. Dabei wird Irene Albers einen Teil über die Ästhetik und Poetik des Sakralen im Kontext von Strategien der Emotionalisierung, wie sie in einer Reihe von Beiträgen des Collège im Mittelpunkt steht, schreiben. Ich selbst übernehme den soziologiehistorischen, kultur- und religionssoziologischen Teil des Vorwortes.
Der Cluster „Languages of Emotion“ (FU Berlin) fördert freundlicherweise das Projekt und übernimmt die Übersetzungskosten von 25.000 Euro.
Rezensionen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung
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(Edition bei Suhrkamp stw) (mit Frithjof Nungesser und Christian Papilloud)
Der Band beinhaltet die deutsche Übersetzung und systematische Edition der religionssoziologischen und religionswissenschaftlich relevanten Texte des französischen Soziologen, Ethnologen und Durkheim-Schülers Marcel Mauss (1872–1950). Zentrale Themen der Religionssoziologie von Mauss sind unter anderem das Opfer, das Gebet, Begräbnisrituale, die religiösen Wurzeln des Strafrechts, die religiösen Erfahrungen und die Theorie der Magie. Wie die Aufnahme in den »Verlag der Weltreligionen« bei Suhrkamp verdeutlicht, hat die Übersetzung der religionssoziologischen Arbeit Die elementaren Formen des religiösen Lebens (1912) von Émile Durkheim ihre bahnbrechende Wirkung für die deutsche Religionssoziologie und Religionswissenschaft bislang nicht eingebüßt. Sie stellt immer noch eine der wichtigsten klassischen Quellen religionssoziologischer Forschung dar. Durkheims 1912 veröffentliche Studie war so erfolgreich, dass darüber die Vorarbeiten und Folgestudien seiner Mitarbeiter, insbesondere seines Neffen Marcel Mauss, aus dem Blick gerieten und kaum rezipiert wurden. Nahezu unbekannt ist die Tatsache, dass Marcel Mauss wesentliche Aspekte der Religionssoziologie seines Onkels mit ausgearbeitet und – vor allem in dem er die evolutionistische Perspektive Durkheims aufgab – weiter entwickelt hat . Der französische Religionssoziologe und Mauss-Experte Camille Tarot etwa schreibt: »Enfin, on a pris l´habitude d´étudier séparément la religiologie de Durkheim et celle de Mauss. Tout montre au contraire qu´il ne faut pas les séparer si l´on veut entendre leur dialogue et ses enjeux toujours d´une brûlante actualité«.
Die bislang vernachlässigte Bedeutung von Mauss für die Ursprünge und den weiteren Verlauf der Durkheim´schen Religionssoziologie stellt eine wahre Rezeptionslücke auf dem Gebiet der Religionswissenschaft und -soziologie dar. Dabei beinhalten gerade die religionssoziologischen Texte von Mauss neue Zugangsweisen und Erkenntnisse für gegenwärtige religionssoziologische und -wissenschaftliche Forschungen. Aber nicht nur für Religionssoziologen oder Religionswissenschaftler sind die religionssoziologischen Arbeiten von Mauss von Interesse. Denn ebenso wie die religionssoziologischen Studien von Durkheim beschränken sich die Erkenntnisse von Mauss‘ religionssoziologischen Forschungen nicht allein auf das Feld der Religion, sondern können auch auf andere Bereiche angewendet werden. Insgesamt sind die religionssoziologischen Studien von Mauss ein Instrumentarium von allgemeiner sozial- und kulturtheoretischer Bedeutung, besonders für die Ethnologie, Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft, Anthropologie, Geschichtswissenschaft und Allgemeine Soziologie.
Pressestimmen: „Dem längst fälligen Unternehmen, eine schmerzliche Rezeptionslücke zu schließen, wird jetzt mit einer systematischen und sorgfältigen Suhrkamp-Edition Vorschub geleistet: Marcel Mauss’ „Schriften zur Religionssoziologie“, herausgegeben von Stephan Moebius, Frithjof Nungesser und Christian Papilloud. … Die Tatsache, dass alle hier versammelten Primärtexte (bis auf den magietheoretischen Beitrag) erstmals in deutscher Sprache vorliegen, macht die Hochleistung der Herausgeber noch lobenswerter. Die ‚Gefährten‘, die sie dem Leser und der Leserin mit auf den Weg geben – die Einleitung, die editorischen Vorbemerkungen, Nachwort, Personenregister, Bibliografien und so weiter –, sind eine allgemeinverständliche und durchaus kompetente Handreichung. Die Gefahr, den interessierten Laien zu entmutigen, wird dank der gelungenen Zusammenschließung von Text und Kommentar ausgeräumt. „
Alina Timofte, Literaturkritik, Nr. 1, Januar 2013, Web: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17458
FAZ vom 31. 7. 2013 von Andreas Mayer
„Nun erlauben eine Reihe von erstmals ins Deutsche übersetzten Texten eine Neueinschätzung: Die gewichtigste Neuerscheinung versammelt eine Auswahl der Schriften zur Religionssoziologie, großenteils in einer exzellenten Übersetzung von Eva Moldenhauer. Ein deutsch-französisches Soziologenteam, das sich schon länger um die Neubewertung von Mauss’ Werk bemüht, hat die Texte behutsam und sachkundig, dabei auch für fachfremde Leser zugänglich kommentiert.“
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(zusammen mit Angelika Wetterer)
Die Frage nach den Mechansimen »Symbolischer Gewalt« gehört zu den Schwerpunkten der soziologischen Analysen von Pierre Bourdieu. Die wesentlich zum Erfolg dieses soziologischen Ansatzes beigetragene Stärke von Bourdieu liegt darin, die Kämpfe um symbolische Herrschaft und die Prozesse symbolischer Gewalt nicht nur theoretisch und empirisch, sondern auch auf unterschiedlichen sozialen Fledern analysiert zu haben, sei es zu symbolischer Gewalt im Kunstbetrieb, im religiösen Feld, in der Justiz, im akademischen Feld, im Geschlechterverhältnis, in der Sprache, in der Philosophie, in den Distinktionsbemühungen des Lebensstils oder im literarischen Feld.
Kennzeichnend für die symbolische Gewalt ist, dass sie auf der symbolisch-sinnhaften Ebene des Selbstverständlichen und Alltäglichen operiert. Sie führt zur Bejahung, Verinnerlichung und Verschleierung von gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen.Bourdieus Konzept der symbolischen Gewalt weist große Ähnlichkeiten zu anderen, derzeit in der Soziologie verstärkt debattierten Konzeptionen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse auf; Konzeptionen, wie sie etwa in Anschluss an Michel Foucaults Begriff der produktiven Macht in den Gouvernemenatlitätsforschungen (governmentality studies), und in poststrukturalistischen Sozialwissenschaften sowie in den Diskussionen um einen »Neuen Geist des Kapitalismus« ausgearbeitet wurden. Wie das Konzept der symbolischen Gewalt thematisieren auch diese Machtkonzeptionen Formen von Macht und Gewalt, die in erster Linie nicht über (physischen) Zwang ausgeübt werden, sondern über diskursive und nicht-diskursive Verfahren der Ausrichtung der Körper, der identifikatorischen Bindung an bestimmte, von der symbolischen Ordnung vorgegebene Identitäten, der Produktion bestimmter Subjektpositionen und kognitiver Ordnungsschemata (Episteme, Wissen), die alternative Deutungs- und Wissensmuster als nicht denkbar, sichtbar und sagbar erscheinen lassen, sowie über die Modellierung der Zeit-Raum-Vorstellungen, der Praktiken der Selbstbildung und der Wahrnehmungs- und Verhaltenschemata.
Inwiefern ist das Bourdieusche Konzept der symbolischen Gewalt mit diesen neueren Konzeptionen zu vereinbaren? Sind es ähnliche Konzepte, nur dass sie unter einem unterschiedlichen Namen diskutiert werden? Oder kann man die unterschiedlichen Machtkonzeptionen als komplementär betrachten? Oder schließen sie sich vielleicht völlig aus?
Ausgehend von diesen Fragen will das von uns geplante Themenschwerpunktheft der ÖZS die genannten gesellschaftstheoretischen Machtkonzeptionen vorstellen, um deren Vereinbarkeit zu diskutieren. Besonders ertragreich für einen solchen Vergleich erscheint uns ein Blick auf die symbolische Gewalt in den Bereichen der Arbeit, der Lebenswissenschaften, der Identitäten und Gender.
Das Unterfangen dürfte nicht zuletzt den zukünftigen Theoriedebatten dienen, die verstärkt nach einem soziologisch gewinnbringenden, die unausgesprochenen, impliziten und oft unerkannten gesellschaftlichen Machtverhältnisse aufdeckenden Analysekonzept von Macht suchen – kurzum: den soziologischen Theorieansätzen, die Soziologie nicht nur als l’art pour l’art betreiben, sondern als kritische, auf der Ebene wissenschaftlicher Standards operierende Reflexion und Problematisierung gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse sowie als Offenlegung der sozialen, ökonomischen, geschlechtlichen und ethnischen Ungleichheiten verstehen.
Mit Beiträgen von Lothar Peter, Paula Villa, Beate Krais, Gabriele Wagner, Stephan Voswinkel und Anne Waldschmidt.
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(Sammelband Suhrkamp-Verlag) (Hg. mit Georg Kneer)
Ein bekanntes Theorem des Soziologen Georg Simmel lautet, dass Konflikte nicht nur destruktiv wirken, sondern eine konstruktive Kraft entfalten – sie schaffen ein gemeinsames Band zwischen den konfligierenden Parteien und sie sind konstitutiv an der Identitätsbildung der Kontrahenten beteiligt. Grundidee des geplanten Bandes ist es, die Einsicht Simmels auf die Soziologie selbst zu übertragen, d.h. für eine Beschreibung der Geschichte der soziologischen Fachdisziplin nutzbar zu machen. Die Soziologie bezieht ihre Identität demnach weder aus einer einheitlichen Fragestellung noch aus einem gemeinsamen Paradigma und auch nicht aus der sukzessiven Abfolge einander ablösender Paradigmen. Identitätsstiftend für das Fach sind vielmehr eine Reihe substantieller Debatten und weit reichender Konflikte über die begrifflichen, theoretischen und methodischen Grundlagen einer Wissenschaft vom Sozialen. In elf Einzelaufsätzen zeichnet der Band zentrale innerdisziplinäre Auseinandersetzungen in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Soziologie nach: angefangen beim Werturteilsstreit über die Kontroverse um die Wissenssoziologie, den Positivismusstreit, die Qualitatitve/Quantitative Methodendebatte und die Querelen um die Postmoderne bis hin zur gegenwärtig erst in Umrissen sichtbar werdenden Debatte zwischen Konstruktivismus und Postkonstruktivismus.
Eine der Grundannahmen des Bandes lautet, dass die damit angesprochenen Kontroversen nicht, wie manche Kritiker geglaubt oder gar gehofft haben, zu einem Zerfall der soziologischen Disziplin, sondern im Gegenteil zu ihrer Konsolidierung geführt haben. Die Soziologie verdankt ihre institutionelle Etablierung und Weiterentwicklung in einem nicht unbeträchtlichem Maße ihren zahlreichen Grundsatzdebatten, dies nicht zuletzt, weil sich die Kontrahenten im Verlauf der Kontroversen mit der Herausforderung konfrontiert sahen, ihre Annahmen und Aussagen zu schärfen, umzustellen oder zu revidieren.
Bei der Lektüre des Bandes wird zudem deutlich, dass es hier um die Darstellung einer spezifisch deutschen Soziologiegeschichte geht. Unstrittig sind etwa auch die französische, die englische oder amerikanische Soziologie durch eine Vielzahl essentieller Konflikte geprägt. Allerdings weisen die angesprochenen nationalen Wissenschaftskulturen beträchtliche Unterschiede hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung, dem Ablauf und den Resultaten ihrer Grundlagenkontroversen auf. Insofern verspricht eine konflikttheoretisch angeleitete Betrachtung zugleich den Blick zu öffnen für Ausprägungen und Besonderheiten nationaler Wissenschaftskulturen.
Der Band ist 2010 in der Reihe stw des Suhrkamp-Verlags erschienen.
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(Herausgabe mit Markus Schroer)
Wirft man einen genaueren Blick auf gegenwärtige Analysen zu Milieus, Lebensräumen, Subkulturen, Jugendszenen oder schaltet man einfach nur den Fernseher ein, so fällt auf, dass wir stets mit einer Vielzahl von Akteuren und unterschiedlichen Figuren des Sozialen konfrontiert werden. Sei es vom Punk in der Fußgängerzone bis hin zum Spekulant an der Börse, vom Fußballfan bis zum religiösen Visionist oder vom Hacker bis zum Migranten –überall begegnen uns Typen und Typisierungen (Schütz), mit denen wir unser alltägliches Leben ordnen. »Sozialfiguren der Gegenwart« soll eine Art Glossar darstellen, das anhand von ca. 30 lexikonartigen Beiträgen diese gegenwärtige Typen und Figuren des Sozialen, die in den aktuellen kulturellen Debatten, in den Medien und den gesellschaftlichen Diskursen eine Schlüsselstellung einnehmen, darstellend untersucht. Die Auswahl der Typen reicht vom Amokläufer über die Diva, den Fan, den Medienintellektuellen bis hin zum Terroristen und dem Verlierer. Die Ausgangsfrage lautet: Durch welche Sozialtypen ist unsere Gesellschaft gegenwärtig gekennzeichnet? Welche unterschiedlichen Subjekt(ivierungs)formen können wir derzeitig ausmachen? Hinter diesen Fragen steht die Grundthese, dass jede Gesellschaft sich durch die Konstitutierung von Subjektpositionen, Typisierungen und Personenbegriffen strukturiert, die sich jedoch historisch verändern (vgl. Mauss‘ Vortrag zum Begriff der Person und des „Ich“) und in komplexen modernen Gesellschaft eine breite Ausdifferenzierung erfahren haben. Diese Auffächerung will der geplante Band für die gegenwärtige Situation darstellen und damit einen Beitrag für eine aktuelle Kartographie des Sozialen leisten.
Die Soziafiguren sind zeitgebundene historische Gestalten, anhand derer ein spezifischer Blick auf die Gegenwartsgesellschaft geworfen werden kann. Anstatt die Gegenwart aus einer zentralen Perspektive und mit Kategorien wie der »Risiko«-, »Erlebnis«-, »Wissens«- oder »Multioptionsgesellschaft« auf den Begriff zu bringen, wählt der geplante Band einen anderen Weg: »Sozialfiguren der Gegenwart« soll eine Art von panoramaartigem Lexikon darstellen, das nicht mehr von einem organisierenden Zentrum der Gesellschaft ausgeht, sondern den Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten der Fremd- und Selbstbeschreibung sowie Identifizierungsschemata richtet, mit denen man sich heute als Subjekt modellieren und ausdrücken kann; (Ideal-)Typen, die in ihrer Gesamtheit das Soziale ordnen. Dabei gilt es auch, die mit den Sozialfiguren typischen Praktiken, durch die eine Sozialfigur erst ihre spezifischen Charakteristika erfährt, mit aufzunehmen.
Der Band ist 2010 in der Edition Suhrkamp unter dem Titel Diven, Hacker, Spekulanten. Sozialfiguren der Gegenwart erscheinen.
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»Kultur« ist fächerübergreifend einer der zentralen Schlüsselbegriffe gegenwärtiger Forschungen. Haben kulturtheoretische Fragestellungen bereits um 1900 im Mittelpunkt der Soziologie gestanden, so ist »Kultur« schließlich seit dem cultural turn im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zum allgemeinen Leitbegriff der Geistes- und Sozialwissenschaften avanciert, die sich zunehmend als »Kulturwissenschaften« verstehen.
Der Band, die erste deutschsprachige Einführung in die Kultursoziologie und nun seit 2010 in 2. Auflage, gibt einen systematischen Überblick über Begriffe, Ansätze und Forschungsfelder der Kultursoziologie, angefangen bei den soziologischen Klassikern bis hin zu aktuellen Kulturtheorien. Er erscheint im transcript-Verlag Bielefeld in der Reihe „Einsichten. Themen der Soziologie“.
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(Herausgabe mit Sophia Prinz)
Die Frage, wie die Gestaltung von ästhetischen Artefakten, Interiors oder Gebrauchsgegenständen mit sozialen Praktiken, Subjektivierungsprozessen und Vergesellschaftungsformen zusammenhängt, ist in der (deutschsprachigen) Soziologie bisher kaum (mit Ausnahme von Georg Simmel) diskutiert worden. So haben zwar die Kunst- und Lebensstilsoziologie (Bourdieu) sowie die angloamerikanischen Cultural Studies den signifizierenden und klassenspezifischen Charakter von ästhetischen Rezeptionsweisen und Konsumpraktiken herausgestellt, aber die praxis- und wissensgenerierenden Aspekte des Designs, d.h. die mediale Qualität von materiellen Formen nicht thematisiert. Dass die Formfrage in der klassischen soziologischen Theoriebildung keinen Platz gefunden hat, ist nicht nur deshalb verwunderlich, weil alle Praktiken der Subjekte notwendigerweise in ein spezifisch gestaltetes Artefakt- und Raumensemble eingebettet sind, sondern auch, weil gerade die Alltagskultur der Moderne ganz wesentlich von den neuartigen Formen und Materialien des Industriedesigns geprägt wurde.
Um Design und die sozialen Aneignungsweisen von industriell hergestellten Gebrauchsgegenständen soziologisch analysieren zu können, müssen demnach zunächst entsprechende theoretische Instrumentarien entwickelt werden, die Dinge weder auf deren materielle Eigenschaften noch deren visuelle Zeichenhaftigkeit reduziert, sondern die Bedeutungsdimension von Design mit dessen Verwendung in konkreten Praxis- und Wahrnehmungszusammenhängen zusammen denkt. Dabei ist einerseits von Interesse, wie Design Körperlichkeit, Sozialiät und Subjekivierungsweisen ordnend vorstrukturiert und umgekehrt wie in den Praktiken der Subjekte die Dinge ein Stück weit resignifiziert und umgenutzt werden.
Der erste Teil des Sammelbandes soll dementsprechend solche Beiträge zusammentragen, die unterschiedliche Zugänge zu einer kultursoziologisch und –wissenschaftlich informierten Designtheorie bereitstellen. Neben den klassisch ethnologischen Studien zur „materiellen Kultur“ bietet die Semiotik (Barthes) einen ersten heuristischen Zugang, der die Alltagsgegenstände hinsichtlich ihrer kulturellen Bedeutungsdimension untersucht, dabei aber die körperlich-materielle und affektive Dimension der Dingwelt weitgehend vernachlässigt. In diesem Sinne wäre eine Kultursoziologie des Designs um einige theoretische Anschlüsse zu ergänzen: So liefert etwa zweitens die psychoanalytische Theorietradition wichtige Anhaltspunkte für die Analyse von Fetischisierungsprozessen und affektiven Besetzungen von Dingen (Böhme). Drittens ermöglichen die subjekt- und gendertheoretischen Zugänge die wissens- und machttechnologischen Wirkungen von Gestaltung genauer zu fassen – aus dieser Perspektive ließe sich beispielsweise analysieren, wie die Form, die Anordnung und der Gebrauch von Dingen und Interiors an der kulturellen Produktion von klassen- und genderspezifischen Subjektpositionen beteiligt sind. Und schließlich kommt den praxistheoretischen und artefakttheoretischen Ansätzen, die die konkret körperliche Einbettung des Subjekts in den materialen Praxiszusammenhang thematisieren, eine zentrale Rolle zu, um die soziale Relevanz gestalteter Gegenstandswelten in den Blick zu nehmen Auf der Grundlage dieser theoretischen Überlegungen ist der zweite Teil des Sammelbandes einzelnen materialen Analysen gewidmet. Hier soll anhand von Fallstudien näher analysiert werden, wie Design im privaten, professionellen und öffentlichen Raum mit den Formen sozialer Organisation verschränkt ist. So wird hier untersucht, wie sich der Wandel der Arbeitskultur von der organisierten Moderne zum postfordistischen Spätkapitalismus in der Gestaltung von Büroräumen niederschlägt, wie bestimmte Subjektpositionen und Familienstrukturen durch das Arrangement des häuslichen Interiors nahegelegt werden oder wie im öffentlichen Raum die Praktiken des Konsums, der Fortbewegung und der Interaktion durch Designpolitken reguliert und kanalisiert werden. Neben diesen Analysen, die ganze Artefaktkomplexe in den Blick nehmen, konzentrieren sich andere Beiträge auf die Verschiebungen sozialer Bedeutungszuschreibungen und Verwendungsweisen einzelner Artefakte sowohl in ihrer medialen Darstellung als auch und im Verlaufe ihrer eigenen „Dingbiographie“. Entgegen der weitverbreiteten Ansicht, Design trage ganz zwangsläufig zu einer umfassenden Kommerzialisierung der Kultur bei, soll abschließend im dritten und letzten Teil Ansätze einer kritischen Designtheorie und -praxis formuliert werden, die die notwendig ethisch-politische Dimension von Produktgestaltung näher beleuchten und Fragen der kulturellen und ökologischen Nachhaltigkeit industriell gefertigter Produkte in den Blick nehmen.
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(Herausgabe mit Paula-Irene Villa und Barbara Thiessen)
Erstaunlicherweise existieren bislang – weder national noch international – kaum dezidiert soziologische empirische Analysen zum Thema Geburt. Dies ist umso bemerkenswerter, als Geburt ebenso wie Tod kein bloßes bio-physiologisches Phänomen darstellt, sondern aufs engste mit sozialen, politischen und kulturellen Vorstellungen, Ritualen und einer Vielzahl verschiedener Praxen verbunden ist. Entsprechende Ansatzpunkte und damit auch Anstöße für soziologische Analysen finden sich reichlich: • Welche Praktiken und Vorstellungen gibt es rund um die Geburt? • Wie wird Geburt in der Gesellschaft gegenwärtig diskutiert/thematisiert? Welche Konfliktlinien zeichnen sich dabei ab? • Geburt zwischen Natur und Kultur: Grenzziehungen und -verschiebungen • Geburt als Gegenstand der Biopolitik • Welche unterschiedlichen symbolischen Ordnungen der Geburt, Vorstellungen und Praktiken gibt es im Kulturvergleich? • Welches sind die zentralen Akteure rund um die Geburt? • Geburt und Gender • Wie wird Geburt institutionalisiert? Welche sind die maßgeblichen Organisationen rund um die Geburt? • Bürokratisierung und Professionalisierung der Geburt • Rituale rund um die Geburt • Geburt als Bestandteil demographischer Diskurse bzw. Praxen inkl. deren ethnischer, geschlechtlicher, ungleichheitsrelevanter, sexualpolitischer usw. Dimensionen • Ethnographie der Geburt • Sozialgeschichte der Geburt • (Sozial-)Politische Dimensionen des Themas Geburt Aus dem Blickwinkel einer historischen Kultursoziologie erweist sich die Geburt als interessantes Thema. Denn es lässt sich vermuten, dass es in den letzten Jahrzehnten zu einer gravierenden Bedeutungsveränderung der Geburt gekommen ist, die in einem bedeutsamen Wandel der Geburtskultur resultiert. Ähnlich wie beim Thema Tod, so eine These, kann man neuartige diskursive Verschiebungen ausmachen, durch die die Geburt immer mehr einen projektförmigen Charakter annimmt. Es kommt in den letzten Jahrzehnten zu einer verstärkten Institutionalisierung der Geburt, die verschiedenen und z.T. in Konflikt stehenden normativen Fluchtpunkten folgt: „gute, natürliche Geburt“, „Risikominderung durch geplanten Kaiserschnitt“ usw. Die Geschlechtersoziologie ist mindestens ebenso aufgerufen, sich mit dem Thema Geburt (weiterhin) zu beschäftigen. Auch wenn seitens der Frauen- und Geschlechterforschung das Thema Geburt durchaus aufgegriffen worden ist, so sind angesichts gravierender gesellschaftlicher Transformationen neue Fragen zu stellen. Grundsätzlich gilt dabei: Am Thema ‚Geburt´ lassen sich geschlechtliche Differenzierungen von Optimierungsimperativen, Medikalisierungsprozessen, Pathologisierungen und Normalisierungspraxen besonders gut diskutieren – ebenso wie die kreativen und eigensinnigen Praxen. Die im Juli 2009 stattgefundene Tagung und das Buchprojekt haben das Ziel, eine erste Annäherung an das Thema vorzunehmen. Dabei sollen nicht nur die gegenwärtigen Forschungsdesiderata soziologischer Theorien und empirischer Forschungen mit Blick auf das Thema Geburt näher untersucht werden, um daran aufbauend neue Forschungsfelder auszumachen. Es sollen ebenso bereits erste konkrete Forschungsdesigns für zukünftige soziologische Erforschungen rund um das Phänomen Geburt erarbeitet und vorgestellt werden.
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Tagung der Sektion Kultursoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Historisches Museum Hannover,6./7. November 2009. Organisatoren: Prof. Dr. Lutz Hieber und Prof. Dr. Stephan Moebius
TagungsbandWirft man einen Blick auf gegenwärtige Beschreibungen des Sozialen, so finden sich eine Reihe von Zeitdiagnosen, die (meist auf die hochindustrialisierten Länder beschränkt) einen epochalen Wandel beschreiben: »Wissensgesellschaft«, »Welt-Risikogesellschaft«, »Infor-mationszeitalter« oder »Erlebnisgesellschaft«. Auch das deutliche Zutagetreten einer »Ästhetisierung des Sozialen« wird als ein Kennzeichen unserer heutigen Zeit und deren gesellschaftlicher Verfasstheit gedeutet.
Unter Ästhetisierung des Sozialen werden dabei ganz unterschiedliche Praktiken und Vorstellungen gemeint, die traditionelle Formen der Verge-sellschaftung zunehmend außer Kraft setzen. Sei es, dass sich die Lebensführung der gesell-schaftlichen Akteure von einer zweckrationalen zu einer an unterschiedlichen alltagsästheti-schen Stilen ausgerichteten Lebensweise gewandelt habe (Stichwort: Sinus-Milieus), dass sich die Akteure immer mehr entlang ihrer Geschmacksurteile und Stilvorlieben differenzieren als gemäß ihrer sozialen Lage, dass der »neue Geist des Kapitalismus« ohne ästhetische Praktiken nicht überlebensfähig ist, oder dass der Wandel zu postmateriellen Werten als ein spezifisches Zeichen einer Ästhetisierung des Sozialen wahrgenommen wird. Dabei schwingt immer auch die These mit, durch die Erosion klassenspezifischer Notlagen hätten sich die Handlungsspielräume einer Vielzahl von Individuen inzwischen in einer Weise erweitert, dass sie sich vermehrt der Kultivierung einer Ästhetik der Existenz (Kleidermode, Körperkult, Stile der Wohnungseinrichtungen etc.) widmen können.
»Ästhetisierung des Sozialen« kann auch als eine metaphorische Beschreibung der Beobachtung dienen, dass bei den gesellschaftlichen Akteuren in früher unvorstellbarem Ausmaß die Produktion und Rezeption sinnlicher Erfahrungen ins Zentrum der Lebenspraxis getreten ist – gleichsam als ein Erbe der Bestrebungen der historischen Avantgardebewegungen, die Kunst in Lebenspraxis aufzuheben. Auch Existenzweise und Selbstdefinition religiöser Gruppierungen sind nicht ohne Praktiken der Ästhetisierung zu denken. Schließlich ist eine »Ästhetisierung des Sozialen« auch im Bereich der Politik zu konstatieren. Angefangen von designten Parteiwerbebroschüren und -plakaten, die gemäß den Prinzipien avancierter Werbeästhetik gestaltet sind, über Protestplakate, bis hin zu Praktiken der medialen Ästhetisierung und Stilisierung von Politikern und Parteitagen.
Heute betrifft die Ästhetisierung des Sozialen demnach viele, wenn nicht sogar alle Bereiche der Gesellschaft. Dabei handelt es sich jedoch keinesfalls um Erscheinungen, die erst durch das Aufkommen der elektronischen Medien und der modernen Reklametechniken ermöglicht wurden, also jüngeren Datums sind. All die gegenwärtigen Formen der Ästheti-sierung haben eine lange Geschichte. Die geplante Tagung will sich den Prozessen der Ästhetisierung des Sozialen widmen. Dabei wird keine Beschränkung auf eine zeitdiagnostische Sicht angestrebt, vielmehr sollen selbstverständlich auch historische Perspektiven angemessen beleuchtet werden. Denn Prozesse und Bestrebungen einer Ästhetisierung des Sozialen lassen sich nicht nur in der Gegenwart ausmachen, und die These einer Ästhetisierung des Sozialen geht nicht nur mit herkömmlichen Modernisierungstheorien Hand in Hand . Sondern Prozesse der Ästhetisierung des Sozialen wirkten auch in früheren Epochen – man denke etwa an Bedeutung von Bildern in politischen und religiösen Auseinandersetzungen oder an die Avantgardebewegungen des frühen 20. Jahrhunderts. Deshalb richtet sich die Tagung explizit an einer histori-schen Kultursoziologie ästhetischer Praktiken aus. Um das breite Themenspektrum einzugrenzen, soll der Fokus des historischen und gegenwartsdiagnostischen Interesses dabei vorwiegend auf der Produktion und dem Gebrauch visueller Artefakte/visueller Kultur liegen (von Gemälden und Druckgrafik bis zum Film und elektronischen Medien).Der Tagungsband ist 2011 im transcript-Verlag erschienen.
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(DFG-Projekt von 2005-2010)
Das Projekt behandelte die soziologiegeschichtliche Wirkung von Marcel Mauss (1872-1950) und die in seinem berühmten Essay über die Gabe (1925) angelegte allgemeine Theorie der Verpflichtung und Besessenheit. Der Neffe und Schüler des französischen Soziologen Emile Durkheim prägte nach dem Ersten Weltkrieg nachhaltig die französische Soziologie, begründete in der Zwischenkriegszeit die Ethnologie in Frankreich und inspirierte mit seinem Werk unterschiedliche, auch gegenwärtig relevante sozial- und kulturwissenschaftliche Theorien. Die Bedeutung des Denkens von Mauss auf zentrale Theorien und Thematiken der Geistes- und Sozialwissenschaften wurde bislang weder in Frankreich noch in der internationalen Forschung umfassend untersucht.
In einem ersten Projektteil, der an der Universität Freiburg bearbeitet wurde, wurden bereits Mauss´ Denken in dem real-, soziologie- und wissenschaftsgeschichtlichen Kontext verortet, die für ihn selbst formenden Einflüsse herausgearbeitet, seine zentrale Rolle für die Institutionalisierung der Durkheim-Schule untersucht und seine politischen Schriften und Aktivitäten vorgestellt.
Publikationen dazu: Marcel Mauss, Konstanz: UVK 2006; Gift – Marcel Mauss´ Kulturtheorie der Gabe (mit C. Papilloud), Wiesbaden 2006; Die sozialen Funktionen des Sakralen. Marcel Mauss und das Collège de Sociologie. In: Moebius/Papilloud (Hrsg.): Gift – Marcel Mauss´ Kulturtheorie der Gabe. Wiesbaden 2006, S. 57-80; Intellektuelle Kritik und Soziologie. Die politischen Schriften von Marcel Mauss. In: S. Moebius/G. Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik. Festschrift für Lothar Peter, Hamburg 2006, S. 142-160; Die Gabe – ein neues Paradigma der Soziologie? Eine kritische Betrachtung der M.A.U.S.S.-Gruppe. In: Berliner Journal für Soziologie, Heft 3/2006, S. 355-370.
Bei dem zweiten Projektteil, der am Max-Weber-Kolleg bearbeitet wurde, standen sowohl die disziplinären als auch interdisziplinären Wirkungen sowie handlungstheoretische und wertkonstitutive Implikationen des Mauss´schen Denkens im Vordergrund. Die Analyse der Wirkungsgeschichte von Mauss sollte sich dabei auf zwei Dimensionen beziehen: Zunächst sollte das Feld der Mauss-Rezipienten den einzelnen Fachdisziplinen zugeordnet werden. Behandelt wurden hier die Soziologie, die Ethnologie und die Philosophie. Innerhalb und zwischen den Fachgrenzen wurden dann bestimmte Diskurszusammenhänge des Gabe-Denkens aufgedeckt. Diese Diskurszusammenhänge entstehen aus den an Mauss´ Denken unmittelbar anschließenden und in mehreren Generationen geführten Debatten zwischen Vertretern anti-utilitaristischer, symbolisch-strukturalistischer und kreativ-schöpferischer Positionen und Denktraditionen, die in der zweiten Generation in einer praxeologischen bzw. erfahrungs- und handlungsbezogenen Programmatik konvergieren. Die Forschungen sollten zum einen zur Verbreitung des kulturtheoretischen und praxeologischen Paradigmas der Gabe beitragen. Zum anderen sollten sie deutlich machen, dass in der Rezeption des Gabe-Theorems die für das Verständnis der Gabe konstitutive Erfahrung der Ergriffenheit und der Selbsttranszendenz kaum Erwähnung findet. Vor dem Hintergrund der von Hans Joas erforschten Theorien zur Entstehung der Werte wurde analysiert, welche handlungstheoretischen und wertkonstitutiven Implikationen diese Erfahrungen des Ergriffenseins haben.
Die Bearbeitung des Projekts wurde durch eine DFG-finanzierte Mitarbeiterstelle unterstützt. Mitarbeiter war Frithjof Nungesser, M.A.
Publikationen zum zweiten Projektteil: „Gaben der Anerkennung. Integrationstheoretische Potenziale der Kulturtheorien nach Marcel Mauss“. (erschienen in „Sociologia internationalis“); „Die elementaren (Fremd-)Erfahrungen der Gabe. Sozialtheoretische Implikationen der Kultursoziologie der Besessenheit von Marcel Mauss und des »radikalen Durkheimismus« des Collège de Sociologie“ (erschienen im Berliner Journal für Soziologie); „Entwurf einer Theorie der Praxis aus dem Geist der Gabe. Die Praxistheorie von Marcel Mauss und ihre Wirkungen“. In: Festschrift für Bernhard Giesen: Erleben, Erleiden, Erfahren: Zur Konstitution sozialen Sinns jenseits instrumenteller Vernunft (hrsg. von K. Junge, D. Suber, G. Gerber), Bielfeld: transcript 2008.
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Organisatoren: PD Dr. Udo Göttlich und Prof. Dr. Stephan Moebius
Das Thema der Ad-hoc-Gruppe greift die Frage nach den Folgen gesellschaftlicher Transformation auf und lädt zu Beiträgen ein, die sich der Bewältigung neuer, ungeahnter und damit vielfach als unsicher empfundenen Entwicklungsdynamiken auf unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Feldern von der praxis- und handlungstheoretischen Perspektive einer »Kreativität des Handelns« aus nähern.
In den letzten beiden Jahrzehnten lassen sich eine Reihe von u.a. vom Symbolischen Interaktionismus inspirierten Praxis- und Kommunikationstheorien ausmachen, die – wie beispielsweise der handlungs- und erfahrungsorientierte Theorieansatz von Hans Joas, die Cultural Studies oder Theorien performativer Praxis – verstärkt die »Kreativität des Handelns« als Ausdruck und Bewältigung der Folgen kultureller und gesellschaftlicher Transformation in den Mittelpunkt stellen.
Das in diesen Theorien thematisierte Interesse am praktischen Vollzug von Kultur und Gesellschaft beschreibt nun keineswegs eine grundsätzlich neue Problemstellung für die soziologische Theoriebildung. Wie insbesondere Joas gezeigt hat, spielt die Annahme einer »Kreativität des Handelns« in ganz unterschiedlichen klassischen Theorietraditionen eine zentrale Rolle – auch wenn dies in den wenigsten Fällen immer explizit ausgesprochen wurde. Die theoretische Konzeption einer »Kreativität des Handelns« und die damit einhergehende Betonung einer praxis- und erfahrungsorientierten Perspektive auf soziale und kulturelle Verhältnisse ist dabei mit einer Kritik traditioneller und lange Zeit erprobter Konzepte und Theorien verbunden, die zu einer in der Ad-hoc-Gruppe anvisierten Verortung dieser Theorierichtungen und ihrer forschungspraktischen Relevanz auffordert.
Genauer gesagt: Es soll der bisherigen Bildung, Rezeption und Kritik der neueren handlungstheoretischen Positionen nachgegangen werden und auch nach dem empirischen Anregungspotential der an der »Kreativität des Handelns« orientierten Theoriekonzeptionen gefragt werden. Es geht dabei sowohl um die Erschließung und Untersuchung von Theorieansätzen, die bei der Grundfrage nach der »Kreativität des Handelns« ansetzen und dabei das Problem der Bewältigung von Unsicherheiten in den Blick nehmen, als auch um die Frage nach deren empirischer Ausrichtung und Sättigung.
Gedacht ist bei Fragen nach der Bewältigung von Unsicherheit nicht nur an jene Handlungssituationen, in denen Akteure ihre symbolischen, moralischen oder kognitiven Orientierungsmuster verlieren und für ihre Re-Orientierung auf eine Wiedergewinnung von Handlungssicherheit ausgerichtet sind. Gedacht ist ebenso an jene Situationen, die durch das Neue gekennzeichnet sind, für die es überhaupt erst Orientierungsmuster – nicht nur durch Verlust, sondern gerade auch durch Kritik alter Muster – zu gewinnen gilt. Gerade für die Analyse solcher Situationen ergibt sich für die Handlungstheorie das Problem, wie sie mit Unsicherheit umgeht und wie sich Unsicherheit mit Kreativität in Beziehung setzen lässt.
Ein damit zusammenhängender Aspekt gilt den typischen Themenfeldern, denen sich diese Perspektiven zugewandt haben. Neben unterschiedlichen kulturellen Feldern wie der Kunst, der Musik oder der populären Kultur, den Medien und der Werbung, kommen ästhetische, soziale und politische Bewegungen sowie alltägliche Handlungsfelder und deren Wandel, etwa als Folge institutioneller oder organisatorischer Transformationsprozesse, in Betracht. Darüberhinaus interessiert aber auch der Zusammenhang mit zivilgesellschaftlichen Entwicklungen als Reaktion auf Transformationsprozesse im globalen Kontext.
Zentrale Untersuchungsfragen sind hier zum Beispiel: In welchen sozialen und kulturellen Prozessen kommt die Kreativität des Handelns besonders zum Vorschein? Tritt der kreative Charakter des Handelns nur bzw. ganz besonders in transformatorischen Situationen in Erscheinung? Oder inwiefern ist die Kreativität des Handelns selbst ein Auslöser von Transformation? Welche empirischen, kulturellen und realhistorischen Prozesse beleuchten anschaulich den Zusammenhang zwischen Transformation und Kreativität? Was heißt »Kreativität des Handelns« in Zeichen der durch gesellschaftliche Transformationsprozesse erzeugten Unsicherheit?
Die Ad-hoc-Gruppe fragte zusammengefasst nach dem analytischen Potential der auf die »Kreativität des Handelns« orientierten Perspektiven in Zeiten gesellschaftlicher Transformation. Dabei beziehen sich die Fragenkomplexe auf die Verknüpfung empirischer und theoretischer Themenfelder, denen sich diese Perspektiven zugewandt haben.
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(Herausgabe mit Andreas Reckwitz)
„Poststrukturalistische Sozialwissenschaften“ ist ein Reader, der anhand von 25 Artikeln zentrale Begriffe und Forschungsfelder der Sozialwissenschaften aus der Perspektive des ‚Poststrukturalismus´ neukonzipiert. Die Ausgangsfrage lautet: Wie verändern sich die klassischen, eingebürgerten Konzepte der Sozial- und Gesellschaftswissenschaften, wie wandeln sich ihre Forschungsperspektiven durch eine Verarbeitung des Poststrukturalismus? Unter dem Etikett des ‚Poststrukturalismus´ wird dabei jenes international wirkungsmächtige Theoriefeld zusammengefasst, das vom Strukturalismus ausgehend über diesen hinausgeht und dessen zentrale Inspirationsquellen Jacques Derrida und Michel Foucault sind, daneben auch Lacan und Deleuze und das in der neueren Debatte Autoren wie Laclau, Bhabha, Butler, Hall und andere umfasst. Der Poststrukturalismus bildet damit selbst ein heterogenes Phänomen – angestrebt wird aber keine erneute Theoriedebatte ihrer Autoren oder ein ‚Theorievergleich´. Vielmehr wird der Poststrukturalismus als eine kulturwissenschaftliche Analytik verstanden, der die materiale Forschung entsprechend transformiert. Dies gilt auch und gerade für die Sozialwissenschaften, in ihrem Zentrum die Soziologie. Diese war lange Zeit wohl jene Disziplin, deren Perspektive auf die Moderne am stärksten der ‚großen Erzählung´ der Modernisierungstheorien und deren Grundbegrifflichkeit am intensivsten durch rationationalitätstheoretische Annahmen beeinflusst gewesen ist. Umso interessanter und wirkungsvoller stellen sich die jüngeren Versuche dar, den Poststrukturalismus in den Sozialwissenschaften zu verarbeiten. Dabei geht es auch, aber nicht allein um die Rezeption der Arbeiten von Foucault (etwa in den governmentality studies), sondern ebenso um die erst beginnende sozial- und gesellschaftswissenschaftliche Verarbeitung der ‚dekonstruktiven´ Perspektive Derridas, die Hegemonietheorie Laclaus, die Theorie der De- und Reterritorialisierung von Deleuze und andere. In Großbritannien ist diese Verarbeitung des Poststrukturalismus bereits seit den 1980er Jahren am weitesten fortgeschritten, in Deutschland setzt sie in den letzten Jahren ein. Im Kontext dieser aktuellen Debatte um eine poststrukturalistische Neupositionierung der Sozialwissenschaften soll sich der Reader bewegen. Er will versuchen, die Neupositionierung selber durch seinen systematischen Anspruch voranzutreiben. Die Grundidee des Bandes besteht darin – in einer Kombination von programmatischem Sammelband und einem Lexikon zentraler Konzepte – zunächst nicht von poststrukturalistischen Begriffen oder Themen, sondern vom gesamten Panorama der für die klassischen Sozialwissenschaften fundamentalen Konzepte und Forschungsfeldern auszugehen. Auf diese Weise wird vermieden, den Poststrukturalismus von vornherein in einer spezialisierten Nische (in der es zum Beispiel allein um ‚gender´, ‚race´ oder um ‚Sprache´ geht) anzusiedeln. Statt dessen soll demonstriert werden, dass die Kernbegriffe und Kernforschungsfelder der Sozialwissenschaften durch poststrukturalistische Perspektiven neu konfiguriert werden – ein Prozess, der teilweise schon stattgefunden hat, teilweise aber auch Programmatik künftiger Forschung ist. Entsprechend werden im ersten Teil des Bandes Leitbegriffe von ‚Gesellschaft´ über ‚Institution/ Organisation´, ‚Identität´, ‚Klasse´ und ‚System´ bis zu ‚Raum´ und ‚Moderne´ und ihre poststrukturalistische Neubearbeitung behandelt. Der zweite Teil thematisiert poststrukturalistische Perspektiven auf Forschungsfelder von ‚ökonomie´ und ‚Konsum´ bis zu ‚Recht´, ‚Religion´ und ‚Wissenschaft´.
Mit Beiträgen von Johannes Angermüller, Thorsten Bonacker, Antke Engel, Lars Gertenbach, Andreas Hetzel, Rainer Maria Kiesow, Georg Kneer, Albrecht Kümmel, Stephan Moebius, Martin Nonhoff, Sven Opitz, Sophia Prinz, Dirk Quadflieg, Andreas Reckwitz, Julia Reuter, Martin Saar, Hilmar Schäfer, Dominik Schrage, Markus Schroer, Urs Stäheli, Eva Horn, Dietmar Wetzel, Matthias Wieser und Henning Schmidgen..
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(Organisation zusammen mit Lutz Hieber) (Fördermittel durch die DFG)
Die Tagung behandelte sowohl historische als auch zeitgenössische Avantgardebewegungen, ihre politischen Artikulationen und Antworten auf realhistorische, gesellschaftliche und politische Problemlagen. So waren nicht nur politische Gruppierungen der historischen Avantgarde wie beispielsweise die surrealistische Gruppe „Contre-Attaque“ um André Breton und Georges Bataille oder die Avantgardetheorie von Walter Benjamin, sondern auch postmoderne amerikanische Avantgardebewegungen der 60er und 90er Jahre (queer/Douglas Crimp) Thema. Diese Gruppierungen wurden vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen Problemlagen im Hinblick auf ihre politischen Programmatiken und Problemlösungsversuche analysiert. Die Avantgardebewegungen sind die ideengeschichtlichen Vorläufer bzw. prägende Einflüsse postmodernen Denkens und postmoderner Politikformen. Im Rahmen der Untersuchung des Verhältnisses zwischen Avantgarde und Politik ist dieser Einfluss behandelt und dadurch ein Beitrag für eine historisch fundierte kultursoziologisch informierte Theorie der Postmoderne geliefert worden. Veranstaltungsort: Sprengel Museum Hannover, Datum: 1. und 2. Juni 2007.
Der Tagungsband ist 2009 unter dem Titel: Avantgarden und Politik. Künstlerischer Aktivismus von Dada bis zur Postmoderne im transcript-Verlag erschienen.
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Robert Hertz‘ religions-, kultur- und wissenssoziologische Studien. Übersetzung und Einleitung in das Werk (Herausgabe zusammen mit Christian Papilloud)
Warum gibt es bei den meisten Menschen eine Vorherrschaft der rechten Hand? Wie kommt es, dass Leichen als unrein und Ekel erregend betrachtet, ihre Skelette aber gar als heilige Reliquien verehrt werden? Gibt es ein reines/rechtes und unreines/linkes Sakrales? Warum vereinigt der Tod die Menschen? Auf diese Fragen gibt der Soziologe, Folklorist und Ethnologe Robert W. Hertz (1881-1915) in den erstmals auf Deutsch veröffentlichten religions-, kultur- und wissenssoziologischen Beiträgen weitreichende Antworten. Er analysiert die »dunklen Seiten der Menschheit«: Das Verbrechen, die Sünde, das unreine Sakrale und den Tod. Hertz gilt als der wahre Vater des (Post-)Strukturalismus, als erster Thanatosoziologe und Theoretiker von Übergangsriten. Seine außergewöhnlichen Arbeiten wurden nicht nur von seinen Lehrern émile Durkheim und Marcel Mauss aufgenommen, sie sind vom Collège de Sociologie um Georges Bataille bis in die gegenwärtige Soziologie, Religionswissenschaft, Thanatologie und Ethnologie eine nachhaltige Inspirationsquelle geblieben. Bei den Texten des Bandes handelt es sich um die Studien Beitrag zur Untersuchung der kollektiven Repräsentation des Todes (der Text wurde im Heft 10 der Année sociologique im Jahre 1907 veröffentlicht), Die Vorherrschaft der rechten Hand (veröffentlicht im Jahre 1909 in der Revue Philosophique) und Sünde und Sühne in primitiven Gesellschaften (rschienen im Jahre 1922 nach dem Tod von Hertz in der Revue de l´Histoire des Religions, und von seinem Freund Marcel Mauss eingeleitet und veröffentlicht). Umrahmt werden diese Beiträge durch ein Vorwort des Hertz-Experten Robert Parkin, einer ausführlichen Einleitung der Herausgeber in das Leben und Werk von Robert Hertz sowie mit einer vollständigen Bibliographie von Hertz´ Schriften. Der Band ist eine Einführung zu einem der bedeutendsten Intellektuellen der französischen Soziologie und Kulturanthropologie.
Der Band ist im Februar 2007 bei UVK/Konstanz erschienen.
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Die Einführung zu Marcel Mauss stellt in prägnanter und allgemeinverständlicher Form das Denken von Marcel Mauss vor, setzt es in einen sozial- und ideengeschichtlichen Kontext und skizziert die über Fächergrenzen hinausgehenden Wirkungen , ohne der oben skizzierten systematischen Rekonstruktion der Wirkungsgeschichte von Mauss vorweg zu greifen. Die Einführung ist Teil des oben skizzierten DFG-Projekts zur Wirkungsgeschichte von Mauss‘ Denken. Obgleich Mauss nicht nur der Neffe, sondern vor allem der wichtigste Schüler und Mitarbeiter Emile Durkheims war, ist er in Deutschland kaum bekannt. In der deutschsprachigen soziologischen und kulturwissenschaftlichen Literatur mangelt es an Publikationen, die einen fundierten Überblick über das Denken, die Leistungen bei der Konsolidierung der Durkheim-Schule, die lebensweltliche und ideengeschichtliche Kontextualisierung sowie die Wirkungen des Soziologen und Ethnologen Marcel Mauss geben. Die ist erstaunlich, da das Interesse an den Arbeiten von Mauss, ähnlich wie bei Maurice Halbwachs, durchaus vorhanden ist. Und noch weit mehr als Halbwachs prägte Mauss das soziologische und ethnologische Denken bis in die Gegenwart: So gibt es eine Vielzahl von soziologischen, kultur- und religionswissenschaftlichen Theorien wie etwa diejenigen von Claude Lévi-Strauss, Jacques Lacan, Pierre Bourdieu, Jean Baudrillard, Jacques Derrida, das Collège de Sociologie um George Bataille, Jean Baudrillard, Marshall Sahlins oder die M.A.U.S.S.-Bewegung (Alain Caillé et al.), die auf das Denken von Mauss entweder aufbauen oder in zentralen Punkten darauf zurückgreifen. Diese Theorien haben über den französischen Diskurskontext hinaus auch in Deutschland immer mehr an Relevanz in den soziologischen und kulturwissenschaftlichen Debatten gewonnen. Mauss´ Denken ist somit nicht nur interdisziplinär, sondern auch international von großer Bedeutung. Die Einführung ist erschienen in der Reihe „Klassiker der Wissenssoziologie“, hrsg. von Bernt Schnettler, 2006, Konstanz: UVK.
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(Herausgabe zusammen mit Dirk Quadflieg)
In der deutschsprachigen Fachliteratur mangelt es weiterhin an Werken und Bänden, die einen allgemeinen Überblick über die Bandbreite der derzeit diskutierten Kulturtheorien bieten. Aus diesem Grund wird ein Sammelband erstellt, in dem die zur Zeit wichtigsten und paradigmatischsten Vertreterinnen und Vertreter von im weitesten Sinne kulturtheoretischen Ansätzen vorgestellt, interpretiert und erörtert werden. Der bewusst offen gehaltene Titel ‚Kultur. Theorien der Gegenwart‘ soll es ermöglichen, verschiedenste Theorieansätze zu vereinen, die eine interdisziplinäre Relevanz für die gegenwärtigen Diskurse in der Soziologie, den Kulturwissenschaften, der politischen Philosophie sowie den Sprach- und Literaturwissenschaften haben. Zielgruppe des Sammelbands sind in erster Linie Studierende und Lehrende der angegebenen Fachrichtungen. Insofern sollen die Beiträge den Charakter von Einführungstexten haben; der Band insgesamt kann als hilfreiches Nachschlagewerk dienen. Veröffentlicht wird der Band 2006 im Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden: VS-Verlag).
http://www.vs-verlag.de/index.php?do=show&sid=e4923a5624c7b9904ea1f7c91d43fbb3&site=w&book_id=1039
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Publiziert unter dem Titel: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie. Konstanz (UVK)
Die Studie untersucht die Soziologie- und Wirkungsgeschichte des Collège de Sociologie, das von 1937 bis 1939 in Paris existierte. Die Vorträge der Collège-Mitglieder (Bataille, Leiris, Caillois, Lewitzky, Hans Mayer etc.) umfassen von der Durkheim-Schule (Durkheim, Mauss, Hertz), Georges Dumézil und Alexandre Kojève ausgehende soziologische, ethnologische, religionswissenschaftliche und philosophische Debatten. Gemäß einer umfassenden soziologiegeschichtlichen Methodologie werden die kognitiven, sozialen, wirkungs- und diskursgeschichtlichen Dimensionen untersucht. Zu den Teilnehmern an den Sitzungen des Collège gehörten auch die deutschen Sozial- und Geisteswissenschaftler Walter Benjamin, Hans Mayer und Paul Ludwig Landsberg, deren theoretischen sowie persönlichen Beziehungen zum Collége und seinen Hauptakteuren nach der Betrachtung der sozialen Dimension analysiert werden. Den Schluss bilden Überlegungen zum epistemologischen, methodischen und inhaltlichen Status des Collège sowohl für eine aktuelle soziologische als auch interdisziplinär angelegte Theoriebildung. Die Studie erscheint Januar 2006 beim UVK-Verlag Konstanz unter dem Titel „Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie“ (Publikationsbeihilfe von der DFG) und ist meine Habilitationsschrift.
Besprechungen (Auswahl):
„Stephan Moebius – er hat jüngst eine größere monographische Arbeit über den Soziologen Marcel Mauss präsentiert – überrascht uns nun mit einer umfassenden „Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie“. Der Band bietet mit seinen mehr als 500 Seiten in der Tat ein Standardwerk, und Moebius kennt sich in den Haupt- und Geheimgängen der Intellektuellengeschichte des 20. Jahrhunderts aus wie kaum ein Zweiter.“ Neue Züricher Zeitung 9. 10. 2006, Feuilleton Seite 28.
„In den Texten des Collège überkreuzten sich viele französische Traditionen und Strömungen: soziologische, ethnographische und philosophische. Man kann das nun in einer breitangelegten Studie nachlesen, die die „Zauberlehrlinge“ in den Kontext der französischen Soziologie und der eng mit ihr verknüpften Ethnographie stellt […]. Der Autor gibt ein detailreiches Bild dieser Traditionslinien, zeichnet den politischen Hintergrund und die Institutionalisierung des Collège nach, räumt den drei so unterschiedlichen Hauptprotagonisten ausführliche Abschnitte ein, widmet sich mit Walter Benjamin, Hans Mayer und Paul Ludwig Landsberg den deutsch-französischen Beziehungen am Collège und kommt auch auf die Frage der Nachwirkungen dieses Projekts. Man findet vieles in diesem Buch: Kaum eine Filiation, die nicht behandelt, deren Protagonisten und wichtigste Texte nicht skizziert werden.“ FAZ vom 12. Juni 2006, Rubrik: Neue Sachbücher, Seite 45
„Die Sorgfalt des Autors bei der Darstellung ist außerordentlich erfreulich und vor allem, gut lesbar. […] Langsam zeichnet sich eine Geschichte der europäischen Intellektuellen ab. Jüngst legte Stefan Collini mit „Absent Mind“ Studien zur Geschichte britischer Intellektueller vor, Michel Winock porträtierte vom Ausgang des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vor allem die politischen Positionen französischer Intellektueller, Rolf Wiggershaus die politischen und wissenschaftlichen Positionen der Frankfurter Schule. Hier also ist es, ein weiteres Stück großer Intellektuellengeschichtsschreibung, der „Moebius“.“ www.kulturküche.de 21.Juni 2006
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(Herausgabe zusammen mit Christian Papilloud)
Seit der Übersetzung und Veröffentlichung von Die Gabe: Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften mangelt es in der deutschsprachigen Soziologie und Kulturwissenschaft an Publikationen, die einen Überblick über das Denken und die länderspezifischen Rezeptionen der Kulturtheorie der Gabe des Ethnologen und Soziologen Marcel Mauss geben. Ziel des Sammelbandes ist, die Bedeutung seines Essays über die Gabe für die gegenwärtigen Sozial- und Kulturtheorien zu analysieren. Der Sammelband soll auch die internationale Zirkulation des Gabe-Denkens und einen sich damit bildenden Gabe-Diskurs zwischen Deutschland und Frankreich sichtbar machen. Entsprechend teilt sich das Buch in zwei Hauptteile, die von erstmals auf deutsch publizierten Texten Marcel Mauss‘ eingeleitet und abgeschlossen werden. Ausgewiesene Kulturwissenschaftler und Soziologen, die sowohl in Frankreich als auch in Deutschland forschen und lehren, haben zu dem Buch beigetragen. Veröffentlicht wird der Band im Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden: VS-Verlag).
http://www.vs-verlag.de/index.php?do=show&sid=e4923a5624c7b9904ea1f7c91d43fbb3&site=w&book_id=10810
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(Mit-Herausgabe eines Sammelbandes)
Der Sammelband, der zusammen mit Prof. Dr. Lutz Hieber (Hannover) und Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg (Dresden) herausgegeben wird, geht auf die kunstsoziologische Tagung „Grenzen der Freiheit oder Paradoxien musealer Präsentation“ der Sektion Kultursoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) am 26./27. März 2004 in Hannover zurück. Neben Soziologinnen und Soziologen referierten dort auch Praktiker aus Kunstinstitutionen und Journalismus, außerdem wurde ein Sammler durch ein Interview vorgestellt. Die interdisziplinär angelegten Beiträge des Sammelbandes, die größtenteils auf die Tagung zurückgehen, untersuchen aus unterschiedlichen Perspektiven den gegenwärtigen Zustand der deutschen Kulturinstitutionen. Unsere bundesrepublikanischen Museen und Kunstvereine erscheinen als weltoffen und auf hohem ästhetischen Niveau agierend. Im „Wettstreit der Systeme“ galt als ausgemacht, dass die westlichen Kunstinstitutionen frei, die östlichen dagegen gelenkt seien – was im Kern der kulturpolitischen Leitideen wie in der gesellschaftlichen Praxis auch zutraf. Gleichwohl gilt aber ebenso, dass sich auch in pluralistischen Gesellschaften gewisse Restriktionen und Tabus bemerkbar machen, dass die Akteure in den wichtigen Museen und Galerien, in der Kunstkritik und in den Auktionshäusern nicht nur die Karriere bestimmter Stile und Künstler befördern, sondern auch wirksame Ausschließungen ästhetischer Ausdrucksformen bewirken können. So fällt bei kritischer Betrachtung auf, dass die Praktiken der bundesrepublikanischen Kunstinstitutionen systematisch Aspekte einiger relevanter künstlerischer Ansätze ausgrenzen. Wie der Sammelband deutlich machen will, betrifft das – aus vollständig entgegen gesetzten Gründen – mit besonderer Härte sowohl die postmodernistische Praxis, die sich in den USA seit den 1960er Jahren entwickelt hat, als auch die als Erbe der DDR – wesentlich in den neuen Bundesländern – erhalten gebliebenen Kunstwerke. Der Sammelband erscheint im Oktober beim transcript-Verlag.
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(Herausgabe zusammen mit Dietmar J. Wetzel)
Der 2005 erscheinende Band beinhaltet zentrale Texte des 2004 verstorbenen französischen Philosophen Jacques Derrida sowie vier werkbiographische Essays, in denen in sein Denken eingeführt wird. Jacques Derrida zählt mittlerweile zu den bedeutendsten Philosophen des 20. und 21. Jahrhunderts. Eine Einführung in sein Leben und sein Denken, die sowohl eine Biographie, ein Interview sowie Originaltexte umfasst, liegt derzeit nicht vor. Dieses Desiderat hat uns als Herausgeber angeregt, einen Band zu Derrida in der absolute-Reihe herauszugeben, in dem sich sowohl biographische und fotografische Elemente als auch ein Interview und Originaltexte finden lassen. Mit Hilfe der Originalbeiträge soll Derridas Denken in den unterschiedlichen Facetten berücksichtigt werden. Die Originaltexte sind dabei so ausgesucht, dass sie sowohl allgemeinverständlich sind als auch an aktuellen Themen orientiert bleiben. Der geplante Band konzentriert sich auf klassische Texte Derridas, die für die Erfassung seines Denkens unabkömmlich sind und auf die in anderen Einführungen nicht berücksichtigten Beiträge, die sich im besonderen Maße auf aktuelle Ereignisse beziehen. Dabei stehen insbesondere ethisch-politische Texte zur Gastfreundschaft/Flüchtlinge, zum Terrorismus, zur Demokratie und zur Renaissance des Marxismus im Vordergrund. Der Band erscheint im Mai 2005 im Verlag Orange Press (Freiburg i. Br.).
Lesung am 27.10.2005 im Frankreichzentrum Freiburg. Vorstellung von Joseph Jurt
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(Herausgabe eines UTB -Überblicksbandes)
Der zusammen mit Prof. Dr. Lothar Peter (Bremen) initiierte Einführungsband (UVK, Reihe UTB) stellt die zentralen Entwicklungslinien und Zusammenhänge der französischen Gegenwartssoziologie dar. Das Buch erörtert in Einzelbeiträgen fachkompetenter deutscher und schweizerischer Kolleginnen und Kollegen die Bedeutung einzelner französischer Soziologen und Soziologinnen, die den Stand und das Profil des Faches gegenwärtig maßgeblich beeinflussen und prägen. Der Band teilt sich dabei in die Abschnitte „Moderne Klassiker“ (Bourdieu, Touraine, Boudon, Crozier, Balandier, Morin) und „Französische Soziologie heute“ (Castel, Latour, Maffesoli, Baudrillard, Boltanski/Thévenot, Schnapper, Baudrillard, Kaufmann, Frauenforschung, Besnard). Er ist im Herbst 2004 bei UTB (UVK Konstanz) erschienen.
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Pressestimmen
01.08.2004 Journal für Phänomenologie
Neue Perspektiven
„Moebius ist nicht nur ein ausgesprochener Connaisseur der betrachteten Diskussionszusammenhänge, er weiß auch die einzelnen Werke in einer einzigartigen Weise miteinander zu kombinieren. Insbesondere in den überleitenden Teilen der Kapitel scheinen sich die verschiedenen Argumentationsstränge wie von selbst zu einer regelrechten ‚Möbius-Schleife‘ zu verweben, in der die bereits erarbeiteten Denkfiguren einander überlagern und immer neue Perspektiven eröffnen. “
01.04.2004 Soziologischen Revue
Neue Theorie-Avantgarde
„Ohne Zweifel profiliert sich Moebius mit dieser Arbeit als einer der führenden Vertreter einer neuen Theorie-Avantgarde, an dem die soziologische Debatte in Zukunft nicht vorbeikommen wird.“
15.10.2003 Zeitschrift für Politikwissenschaft
Poststrukturalistische Sozialwissenschaft
„Ausgehend von Lévinas‘ Grundgedanken, dass jede Identitätsbehauptung die Konstituierung eines nicht-identischen und zu integrierenden Anderen impliziert, verfolgt die ihrem hohen Anpruch mehr als gerecht werdende Arbeit Derridas philosophisches Anliegen, dieses Herrschaftsverhältnis zu dekonstruieren.“ -
Die Untersuchung zeigt auf, dass Simmels Denken immer noch hoch aktuell ist. Ausgehend von einer Analyse eher randständiger Themen des Simmelschen Werkes, rückt die Studie diese ins Zentrum und weist ihnen eine gewichtige Bedeutung für den aktuellen soziologischen Diskurs zu. Die Gegenstände der Untersuchungen sind das Geheimnis, die Gabe und die Dankbarkeit, die Fremdheit und die Andersheit. Ist das Geheimnis konstitutiv sowohl für die Vergesellschaftung als auch für eine zu kommende Soziologie? Wie ist das Verhältnis zwischen Gabe und Dankbarkeit? Kann einer Gabe überhaupt gedankt werden, ohne die Gabe auszulöschen? Dies sind die Fragen, denen sich die dekonstruktiven Lektüren von Simmels Soziologie widmen. In welchem Verhältnis steht die Fremdheitsauffassung von Georg Simmel zu derjenigen von Albert Camus? Im Anschluss an die moderne und postmoderne Lektüre der Fremdheit werden anhand kulturwissenschaftlicher und poststrukturalistischer Theorien die Konstituierungen kultureller, ethnischer und nationaler Identitäten und Alteritäten untersucht. Dadurch wird aufgezeigt, dass man Simmels Werk auf verschiedene Arten und immer ganz anders lesen kann.
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Bislang existieren keine umfassenden systematischen Übersichten und Darstellungen der unterschiedlichen Methodologien und Konzeptionalisierungen soziologiegeschichtlicher Forschung. Darum versucht die Studie diese Lücke zu schließen und stellt unterschiedliche Formen soziologiegeschichtlicher Praxis vor. Neben einführenden Bemerkungen über das Wesen, der Frage nach dem Sinn und der methodischen Durchführbarkeit von Soziologiegeschichte, geben eine Vielzahl unterschiedlicher Beispiele einen Überblick über bereits bestehende soziologiegeschichtliche Arbeiten. Dadurch erhält man nicht nur eine Übersicht über das breite Feld der Soziologiegeschichte, sondern wird auch motiviert, selbst Soziologiegeschichte zu betreiben und sich mit Soziologiegeschichte auseinander zu setzen. Die vorliegende Systematisierung unterschiedlicher Konzepte, Methodologien und Beispiele soziologiegeschichtlicher Praxis richtet sich in erster Linie an Studierende, Examenskandidaten und –kandidatinnen sowie an interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich dem Gebiet der Soziologiegeschichte in ihren eigenen Forschungen nähern und Soziologiegeschichte praktizieren wollen.
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Eine Kritik am Kommunitarismus und ein Beitrag zu einer soziologischen Theorie der Moral aus der Perspektive von Zygmunt Bauman und Emmanuel Lévinas. Die Ausgangsfragen der Studie lauten: Ist Verantwortung erlernbar oder ereignet sie sich in der Beziehung zum anderen Menschen? Was geschieht, wenn zur Begegnung mit dem Anderen noch Dritte hinzukommen? Wie ist das Verhältnis zwischen allgemeiner Sozialität und der Beziehung zum singulären Anderen soziologisch und ethisch zu bestimmen? Muss nicht jede verantwortliche Handlung angesichts des Anderen die allgemeine soziale Ordnung überschreiten?
Ausgehend von diesen Fragen untersucht Stephan Moebius die Beziehung zwischen Sozialität und Verantwortung unter den gegenwärtigen Bedingungen der Globalisierung und Individualisierung. Anhand der diametral entgegengesetzten kommunitaristischen Ethik von Alasdair MacIntyre und der phänomenologisch ausgearbeiteten Ethik Emmanuel Lévinas‘ nähert sich die Studie der Frage, wie Verantwortung in einer individualisierten Gesellschaft verortet werden kann. Die Ethik von Emmanuel Lévinas wird mit der „postmodernen Ethik“ Zygmunt Baumans verknüpft, um einerseits die kommunitaristische Ethik zu kritisieren und andererseits neue Wege zu einer soziologischen Theorie der Moral zu beschreiten. Eine soziologische Theorie der Moral muss dabei zwei Fragen beantworten: Ist Moral sozial manipulierbar, und in welchem Verhältnis steht Moral zur gesellschaftlichen Ordnung des Mitseins?